Die (von)
Mengershausen sind ein ritterbürtiges, südhannoversches Geschlecht, das schon im 13. Jahrhundert in Nörten, Northeim und auf Friedland genannt wird. Wo sie landgebunden gesessen haben, ist nicht bekannt. Auf Gut
Lemshausen bei dem ihren Namen tragenden Dorfe Mengershausen im Kreise Göttingen sind sie erst im 16. Jahrhundert von Northeim aus ansässig geworden.Mit den Brüdern Helmbert und Johannes, Söhnen oder Enkeln des
Ludovicus de Mengershusen, castrensis (Burgmann) in Freteland (1317 Zeuge), kommt die Familie um 1400 im Dienste der Welfen nach Hann.-Münden. Helmbert wird Stammvater des Mündener Ratsgeschlechtes, das hier ab 1401 in
den Schlossregistern und ab 1589 in den Kb. St. Blasii nachgewiesen ist und erst 1761 mit Karl Ludwig M. in Münden ausstirbt.
350 Jahre Iang zählten die Mengershausen zu den angesehensten Mündener Stadtgeschlechtern,
überwiegend als Kaufleute, nur wenige waren Handwerksmeister. Von 1425 bis 1689 stellten sie 9 Ratsherren, darunter bis 1500 vier Bürgermeister. Frühzeitig traten unter ihnen Akademiker (bis 1700 elf Studenten)
auf. 10 Mengershausen besuchten 1601 - 1718 das Pädagogium, viele andere nach 1734 die Universität Göttingen. Schon bis 1500 hatten 3 Ratsherren akademische Bildung.
Helmberts Enkel, die Brüder Helmbrecht und Hans de
Mengershusen, erhalten am 01.11.1469 als verdiente fürstliche Diener von Herzog Wilhelm I. ein Dienst- und Wappenrecht (s. v. d. Knesebeck, Historisches Taschenbuch des Adels im Königreich Hannover, Hannover 1840, S.
387), das am 20.01.1599 von Herzog Heinrich Julius bestätigt wurde. Dieser Wappenbrief verleiht den Mengershausen ein neues Wappen, nicht den Adel, der zweifellos viel älter ist. T. O. Weigel, „Die Wappen der deutschen
freiherrlichen u. adligen Familien, 4. Band (1857)" enthält hierzu folgende Wappenbeschreibung:
"von Mengershausen. Schild quer geteilt: oben in Roth ein aufwachsender, rechts gekehrter, geschweifter goldener
Löwe, unten grün, ohne Bild. Auf dem Schilde steht ein Helm, weIcher den aufwachsenden Löwen der oberen Schildeshälfte trägt. Die Helmdecken sind roth und golden."
Das Wappen ist in Münden auf einem
Gewölbe-Schlußstein im südlichen Seitenschiff der St. Blasiikirche und auf einem Hausbalken erhalten geblieben.
Von den zahlreichen Mündener Mengershausen verdient der Burgmeister Christoph M. eine besondere
Hervorhebung, weil er in Mündens schwerster Zeit im 30-jährigen Kriege als Bürgermeister am 27. S.1626 den einstimmigen Magistratsbeschluss herbeiführte, die Stadt kampflos an Tilly zu übergeben. Wäre dies nicht durch
die Weigerung des Militärs hintertrieben worden, dann wäre der Stadt ein Blutbad an 2260 Einwohnern erspart geblieben. Die sichere Einreihung gerade dieses Christoph ist noch nicht geklärt. Wer von den in Frage
kommenden drei Christoph war dieser Bürgermeister?
Von Münden aus verbreiteten sich die Mengershausen schon früh, aber örtlich wie zahlenmäßig begrenzt, über Südniedersachsen, nur ein Zweig gelangte nach Frankfurt /
Main. (s. Lezner, „Die Frankfurter Patriziergesellschaft Alten-Limpurg und ihre Stiftungen, 1952"). Schon 1487 erwarb Helmbrecht Mengershausen (s. VIIIb) das Bürgerrecht in Northeim, seine Schwester Lucia verheiratete
sich dorthin.
Lange blieb die Familie aber nicht in Northeim. Helmbrechts Sohn Hieronymus v. M. wurde Begründer der Kaufherrenlinie in Frankfurt / Main. Seine Nachkommen haben im Stadtregiment der bedeutenden
Handelszentrale jahrhundertlang eine große Rolle gespielt und auch mehrfach das Bürgermeisteramt bekleidet. Die Frankfurter Linie ist in die nachstehende Bearbeitung nicht aufgenommen, da sie eine Sonderbearbeitung
verdient.
Mit großer Wahrscheinlichkeit ist dieser Hieronymus v. Mengershausen auch Begründer der Linie auf Gut Lemshausen / Kreis Göttingen. Laut Lücke, „Burgen, Amtssitze und Gutshöfe um Göttingen (1952)" entstand
der sogenannte Junkernhof der von Mengershausen in Lemshausen aus einem Lehen, das Hieronymus von Mengershausen, Bürger zu Northeim, 1531 u. 1545 von den Edelherren von Plesse mit 3 zehntfreien Hufen Landes und
einem „Sadelhof" nebst Gericht und Vogtei erhielt.
Die Linie von Mengershausen auf Lemshausen führt den Adel bis zu ihrem Erlöschen und besaß schon um 1500 das Patronat der Kirchen in Niedern- und Obernjesa.
Obwohl durch die mehrfache Vererbung des Vornamens Hieronymus die Abstammung dieser Linie von dem Northeim / Frankfurter Zweig gestützt wird, habe ich noch Bedenken gehabt, sie in die vorliegende Stammliste einzureihen
und habe sie vorläufig unter die nicht eingereihten Namensträger gesetzt.
Aus dem Kb. Mengershausen verschwindet die Lemshauser Linie schon 1728. Der letzte unehelich geborene Spross des Junkers Leutnant von
Mengershausen, Johann Andreas Mengershausen, führt den Adel nicht mehr, heiratet 1756 eine Bauerntochter zu Lemshausen und siedelt später nach dem nahen Sieboldshausen über. So stammen auch die letzten um das Patronat
der Kirche von Niedernjesa bemühten von Mengershausen nicht aus dieser Gutslinie, sondern sind Nachkommen des Pastors Heinrich Carl von Mengershausen (s. XVIIIb), zu denen wahrscheinlich auch Eduard von Mengershausen in
Straßburg gehört.
Der bedeutendste Vertreter dieser Linie ist Georg Mengershausen. Er wird Ratsherr und führt in den Wirren des 30-jährigen Krieges ein ausführliches Tagebuch, das noch heute eine der wichtigsten
Quellen zur Göttinger Stadtgeschichte darstellt. Schon 1744 stirbt diese Linie wieder aus.
In Niedernjesa bei Göttingen lebten im 18. u. 19. Jahrhundert 2 Linien Mengershausen nebeneinander. Die eine Linie, von zwei
Brüdern um 1700 begründet, war ein Bauernstamm, der den Adel nicht führte. Die zweite Linie, von den beiden schon erwähnten und nacheinander in Niedernjesa amtierenden Pastoren verkörpert, nimmt den Adel betont wieder
auf. Beide Linien stammen aus Münden und sind gleichen Stammes, ihre Trennung vollzog sich aber schon vor 1600 in Münden.
Eine dritte Linie wurde um 1680 von Münden aus in Hildesheim begründet, wo die Mengershausen
als Kaufleute. zum Teil sich auch des Adels bedienend, bis etwa 1850 in mehreren Familien gelebt haben. So rundet sich das Bild der Mengershausen von 1250 bis 1850 in der nachfolgenden Stammliste. Ich habe es dabei
gewagt, sie schon 1250 mit dem Ritter Regenbodo beginnen zu lassen und stütze mich dabei auf das genealogische Gewicht von F. W. Euler, der mir bestätigte, dass die Stammfolge bis Ludwig (s. III) mit Sicherheit
zurückgeführt werden kann, dessen Vorfahren (siehe II und I) mit leichtem Vorbehalt, aber großer Wahrscheinlichkeit auch noch angenommen werden können.
Der Stammliste angehängt ist eine Zusammenstellung von
Namensträgern, die in sie nicht eingereiht werden konnten.
Wenn ich mir auch bewusst bin, dass in der Arbeit noch viele Unklarheiten und Lücken enthalten sind, so hoffe ich doch, dass die Veröffentlichung Ergänzungen
und Berichtigungen herausfordert, die zur Klärung beitragen.